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Anastasiya und Malte Winkel verraten ihre Geheimnisse für erfolgreiche Kommunikation auf hoher See und an Land
Das erfn Lars Wehrmann)
Gute Kommunikation ist entscheidend – innerhalb eines erfolgreichen Teams und in einer glücklichen Beziehung, aber wie kann man dies erreichen? „Auf dem Wasser es ist wahrscheinlich 50-mal häufiger und stärker, dass Konflikte aufkommen als an Land“, sagte die Olympionikin und Seglerin Anastasia Winkel.
Das erfolgreiche deutsche 470er gemischte Segelteam Anastasiya Winkel und Malte Winkel ist auch außerhalb des Wassers ein Paar. Sie haben Kommunikationsregeln für die See und auf Land festgelegt, damit sie perfekt zusammenarbeiten, den Spaß am Segeln und die Freude aneinander behalten. Olympics.com haben sie verraten, wie das für sie funktioniert.
Die Ukrainerin Anastasiya, auch Nastya genannt, kam für ihren heutigen Ehemann Malte Winkel, für das Segeln und für ein Studium in Sportwissenschaften nach Deutschland. Nachdem beide jeweils mit verschiedenen Teampartner*innen in ihrer Karriere gesegelt sind, greifen sie nun als Mixed-Team zusammen an und sind damit erfolgreicher denn je. Momentan befinden sie sich auf Platz 2 der World Sailing Weltrangliste im Mixed-Team 470er.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Olympischen Spielen wird es bei Paris 2024 einen Mixed-Team-Wettbewerb im 470er-Segeln geben. Ein wichtiger Meilenstein dorthin ist die Paris 2024-Testregatta, die vom 7. Bis 16. Juli in Marseille stattfinden wird. Das deutsche Team Winkel erhält die Möglichkeit, die Strecke bereits ein Jahr vor den Olympischen Spielen zu segeln und an der Regatta teilzunehmen.
Für Anastasiya Winkel ist diese Veranstaltung nicht nur ein Test: „Da wir als Ziel haben, die Olympischen Spiele zu gewinnen, haben wir uns so vorbereitet, dass wir beim Test-Event mindestens eine Medaille holen können. Das würde uns Sicherheit bringen für das nächste Jahr und auch nach außen zeigen, dass wir ein sehr starkes Team bei den Spielen sein werden. Wir wollen uns in Marseille Respekt verschaffen.“
„Auch wenn etwas schiefläuft, ist es gut, dass uns dann aufgezeigt wird, wo es noch Potenzial zur Verbesserung gibt“, sagte Winkel.
Neben der Segeltechnik und physikalischen Kraft arbeiten sie auch mit sportpsychologischen Experten und Expertinnen an ihrer Kommunikation. Olympics.com haben sie ihre besten Tipps verraten, wenn die Emotionen auf See oder an Land hochkochen.
Erfolg und Spaß durch effektive Kommunikation
Anastasiya und Malte Winkel verbindet besonders die Liebe zum Sport, sie lernten sich bei der Junioren-Europameisterschaft 2014 kennen.
„Segeln ist ein extrem schöner Sport. Am Ende ist es eine Bereicherung, man ist in der Natur, man kann seine Seele baumeln lassen, man ist in den Elementen. Es ist entspannend und macht unglaublich viel Spaß“, sagte Malte Winkel.
„Jeden, den ich bis jetzt mit zum Segeln genommen habe, vorausgesetzt das Wetter und Bedingungen waren gut, war super begeistert und total geflasht vom Segeln. Wir wollen das Segeln so vielen Leuten wie möglich nahebringen.“
Anastasiya Winkel nahm bereits einmal an den Olympischen Spielen in Tokio 2020 teil und erzielte mit ihrer damaligen Segelpartnerin Luise Wanser den 5. Platz. Zusammen mit Malte Winkel will sie es bei Paris 2024 mindestens auf das Podium schaffen. Wenn der Segelpartner gleichzeitig auch der Ehemann ist, überschneiden sich die Sportkarriere und das Privatleben.
„Es gibt Vorteile und Nachteile, emotional war es vielleicht einfacher mit meinen Partnerinnen davor, dafür hatten wir außerhalb vom Segeln wenig Kontakt“, sagte Anastasiya Winkel.
„Wenn ich mit Malte zusammenwohne und außerhalb vom Segeln viel Zeit verbringe, haben wir theoretisch auch mehr Zeit unsere Auswertungen zu machen. Auch wenn es für die Beziehung vielleicht nicht immer das Optimale ist, aber für das Segeln ist es besser. Wir haben halt einfach viel mehr Zeit, zu überlegen, was alles verändert werden könnte. Wir können auch an Land weiterarbeiten und gehen danach nicht unterschiedliche Wege.“
„Wenn man mit der engsten Person segelt, ist der Nachteil, dass man daran gewöhnt ist, die Emotionen zu zeigen und sie dann nicht zurückzustecken. Wenn man auf dem Wasser unter viel Druck und Adrenalin steht, gestresst ist, dann kommen die Emotionen hoch und das beeinträchtigt die Kommunikation.“
Das Segelteam Winkel legt neben dem technischen und körperlichen Training einen großen Fokus auf die Kommunikation. Sie haben für eine erfolgreiche Zusammenarbeit auf dem Segelboot und an Land drei Kommunikationsregeln aufgestellt:
1. Einen freundlichen Ton auch in Extremsituationen bewahren
„Es geht um den Ton, wie man Informationen weitergibt, der Ton darf nicht genervt sein“, sagte Anastasia Winkel.
Auf dem Wasser und an Land versucht Team Winkel Informationen immer auf eine freundliche Weise zu kommunizieren, dadurch sind die Anweisungen nicht nur klarer, sondern auch die Dynamik zwischen ihnen bleibt entspannter.
2. Probleme offen ansprechen
„Es ist wichtig, dass man sagt, wenn man sich von dem anderen verletzt fühlt, allerdings nicht unbedingt im Rennen, sondern eher zwischen den Rennen. Man sollte das nicht irgendwie drin behalten, damit man nicht bei der nächsten besten Möglichkeit zurück pöbelt“, sagte Anastasiya Winkel.
3. Der richtige Ort: Diskussionen in einem ruhigen Moment führen
„Wenn die Emotionen wirklich hochkommen und es schwierig wird, sollte man trotzdem den Fokus auf das nächste Ziel behalten. Alle Probleme und Gedanken, warum man auf den anderen Sauer ist, sollte man für später für das Land aufheben“, sagte Anastasiya Winkel.
„Wenn wir dann mit ruhigem Gemüt auf Land alles besprechen, dann ist irgendwie alles ganz klar und einfach. Wir haben dann wenig Diskussionen und können die Ansichten von der anderen Person verstehen.“
Der wichtigste und vielleicht auch am schwierigsten umzusetzende Grundsatz von Team Winkel lautet: „Jeder arbeitet an sich selbst in erster Linie. Es ist ein Prozess.“
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